SV Thüringer Farbentauben

2024

Rassen des Jahres

im SV:

Thüringer  Weißkopf

 

Thüringer  Schwalbe

Brüster

gelb

gelb

gelb

gelb

 

 

 

 

 

 

Sonderverein Thüringer Farbentauben
Sonderverein Thüringer Farbentauben 

Thüringer Einfarbige

Ein historischer Rückblick auf die Entstehungsgeschichte und den Zuchtfortschritt der Rasse sowie Zusammenhänge der Farbvererbung der Thüringer Einfarbigen

 

Nachdem in der Fachpresse ein umfangreicher Beitrag über Thüringer Einfarbige im Monat März 2008 durch unseren Zuchtfreund Günter Soldan bereits erschienen ist, möchte ich meinen Beitrag mehr der geschichtlichen Entwicklung dieser Rasse widmen und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Farbenschlägen erläutern.

Von den heutigen Züchtern der Thüringer Einfarbigen bin ich sicherlich nicht der älteste, aber derjenige, der am längsten dieser Rasse seine Zuneigung geschenkt hat.

Als Schulkind nahm ich mit meinem Vater schon an den Tagungen der damaligen SZG Seltene ThüringerFarbentauben teil, hatte schon Thüringer Schwalben, züchte die Thüringer Einfarbigen seit 1960 und bin mit vielen seit langem nicht mehr lebenden Züchtern dieser Rasse bereits als Kind und Jugendlicher ins Gespräch gekommen und habe so manches zur Geschichte der Rasse gehört, was man auch einmal weitergeben sollte.

Die Thüringer Einfarbigen sind eine alte Heimatrasse, deren Standard (Musterbeschreibung) erst 1951 unter Federführung der SZG Seltene Thüringer Farbentauben erschien, obwohl diese Rasse schon viel früher vorhanden war und auch ausgestellt wurde.

Die Ursache für die späte Erarbeitung des Standards ist sicherlich in der Rasse selbst mit ihren vielen Eigenarten begründet. Schon der Name „Einfarbige“ ist verwirrend, denn diese Rasse ist alles andere als einfarbig. Es ist nirgendwo publiziert, wie man auf diesen Rassennamen gekommen ist. Silberkranz und Noster sind wichtige Rassemerkmale, die einem Außenstehenden auch erst mal verwirren.

Im 1. Standard wird davon ausgegangen, daß  die Einfarbigen aus Kreuzungen zwischen Feldtauben, Lerchen, Mondtauben, Eistauben und Trommeltauben entstanden sind. Diese Ausgangsrassen sind sicher deshalb genannt, weil die Einfarbigen von jeder dieser Rassen Merkmale besitzen. Das kann aber nur die halbe Wahrheit sein, denn die Einfarbigen sind kennfarbig, Tauber und Täubin sind verschiedenfarbig, was aus Kreuzungen der genannten Ausgangsrassen nicht möglich war. Diese Rasse ist die älteste kennfarbige Taubenrasse überhaupt.

Die Kennfarbigkeit besteht darin, daß sowohl Tauber als auch Taube einen Aufhellungsfaktor des männlichen Tieres vererben, d.h. die Kennfarbigkeit kann nur durch eine Mutation entstanden sein, wie auch verschiedene andere Merkmale bei unseren Rassetauben.

Über die Entstehung der Rasse „Thüringer Einfarbige“ sind mir keinerlei Aufzeichnungen bekannt, aber ich gehe von folgendem Sachverhalt aus.

Als Kind kann ich mich daran erinnern, daß noch Mitte der 50er Jahre auf den meisten Bauernhöfen und auch bei anderen Haltern Tauben gehalten wurden, die ausschließlich der Fleischversorgung dienten und sich ihr Futter auf Feld und Hof suchten, deshalb wurden sie in unserer Gegend „Feldflüchter“ genannt. In diese Bestände  mischten sich Trommeltauben, Lerchen und andere Rassen ein über Zukauf auf Taubenmärkten oder über zugeflogene Tiere. Mir ist ebenfalls noch in Erinnerung, daß auf manchen Bauernhöfen diese Feldflüchter Federn an den Füßen hatten, auf anderen nicht, jenachdem wie hier bewusst oder unbewusst Kreuzungen vorgenommen wurden. Der durch eine Mutation plötzlich aufgetretene Aufhellungsfaktor beim männlichen Tier wurde durch den bzw. die damaligen Halter aus praktischen Gründen deshalb gefördert, da man jetzt die Möglichkeit hatte, frühzeitig überzählige Tauber oder Täubinnen zu schlachten, das sah man ja jetzt an der Farbe und sogar nach dem Schlupf sehen wir das heute schon an der Schnabelfarbe.

Diese Theorie ist nicht belegt, so muß es aber in etwa gewesen sein, ehe sich Taubenhalter in der Gegend zwischen Eisenach und Schmalkalden, also dem westlichen Thüringer Wald, entschlossen, wahrscheinlich schon Mitte des 19.Jahrhunderts eine neue geschlechtsgebundene Taubenrasse entstehen zu lassen. Da alle Farbenschläge, auch die der männlichen Tiere, auf die eine Grundfarbe blau ohne und mit Dilution reduziert werden können, also alle zur Blaureihe zu zählen sind, nannte man sie „Einfarbige“, alle Vertreter dieser Rasse haben letztendlich die gleiche( eine ) Farbe.

Die Farbenschläge der Thüringer Einfarbigen besitzen folgende gemeinsame Rassemerkmale:

Noster

Silberkranz

Flügelbinden

Schwanzbinde

Dunklere Schwingenspitzen, heute als Säumung bezeichnet

Noster ist die Bezeichnung für die geforderte Ockerbrust, die bei den Verdünntfarben, also hellgrundfarbig, gelbgrundfarbig, silberfarbig und gelercht, möglichst leuchtend gelb sein sollte, während bei blaugrundfarbig, blau und blaugehämmert das Noster rotbraun ist. Eulige (blauschimmel) Tiere zeigen kein Noster, es wird durch den Grizzle(Schimmel)- Faktor unterdrückt, blaugrundfarbige und blaue aus der Nachzucht von 0,1 eulig haben wieder Noster.

Silberkranz ist die Bezeichnung für beim hellgrundfarbigen Tauber silber schillernden und und bei den anderen Farbenschlägen mehr grün schillernden Nacken, der auch am Vorderhals über dem Noster noch zu finden ist.

Wie man auf diese Begriffe Noster und Silberkranz gekommen ist, kann man auch nicht mehr nachvollziehen.

Die Flügelbinden sollten parallel und möglichst lang gezogen sein, wobei zackige Binden verpönt sind, die Bindenbreite ist nicht so entscheidend.

Bei der Schwanzbinde wird auf klare Abgrenzung und durchgehende Färbung geachtet, was bei den Tauber infolge Aufhellungsfaktor bei den mittleren zwei Schwanzfedern die meisten Probleme bereitet.

Bei jeder blauen Taube sind die Schwingenspitzen dunkler, so auch bei den Einfarbigen. Die aufgehellten Farbenschläge müssen dieses Merkmal ebenfalls noch zeigen, früher wurde es als Finkenzeichnung benannt, was natürlich falsch war. Christian Mittelsdorf, Immelborn, der lange nicht mehr unter uns weilt, sagte immer zu mir „Die Einfarbigen müssen Knöpfe haben“. Man wusste also auch früher nicht, wie man dieses Rassemerkmal bezeichnen soll. Im Standard steht heute das Wort Säumung, da am Rand der dunkleren Schwingenspitzen die Farbe etwas aufhellt, glücklich ist diese Bezeichnung auch nicht.

Aus heutiger Sicht muß man feststellen, daß es bei der Erzüchtung der Rasse und auch noch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts unter den Züchtern und Preisrichtern eine große Unkenntnis über die Farbzusammenhänge bei den Thüringer Einfarbigen gab, ohne unseren nicht mehr unter uns weilenden Züchtern dieser Rasse wehtun zu wollen. Diese Feststellung deckt sich mit den schon in der Fachpresse von Günter Soldan genannten Aussagen vom damaligen SV- Vorsitzenden Seltene Thüringer Farbentauben, Walter Zimmermann, Ruhla, der noch 1965 in der Deutschen Geflügelzeitung schrieb: „ Eine Rasse, die im Allgemeinen nur wenig in Erscheinung tritt und von ihren Züchtern kaum oder unvollkommen beherrscht wird“. Auch regionale Begriffe wurden nach der Entstehung der Rasse für Rassemerkmale verwendet. Von Günter Schneider, Viernau, wurden mir z.B. für folgene Farbvarianten überlieferte Bezeichnungen genannt:

blaugehämmert = hammerschlägig

blaugrundfarbig    =  hammerstielfarbig

gelercht                 = stöpfelich

Das wurde auch noch in Dialekt ausgesprochen.

Unsere damaligen Zuchtfreunde konnten bestimmte Zusammenhänge in der Farbvererbung  nicht kennen, hier schließe ich im Jugendalter auch meine Person mit ein.

Derjenige, der versucht hat, wenigstens einheitliche Auffassungen unter den Züchtern zu den einzelnen Farbenschlägen und Rassemerkmalen durchzusetzen, war der Preisrichter Paul Schallenberg aus Kittelsthal bei Ruhla. Wahrscheinlich gemeinsam mit dem Preisrichter Hermann Vogel aus Sonneberg, der in den Nachkriegsjahren ebenfalls Thüringer Einfarbige züchtete, haben diese beiden Zuchtfreunde den ersten uns bekannten Standard erarbeitet.

Aber auch Paul Schallenberg konnte damals noch nichts von einem Aufhellungsfaktor des männlichen Tieres gewusst haben. Als Schuljunge habe ich mich in seinem Taubenschlag selbst davon überzeugen können, wie er mit Einkreuzungen von Berliner Kurzen und anderen mir nicht mehr bekannten Rassen versucht hat, die Tauberfarben auch bei den Täubinnen herauszuzüchten, was ihm natürlich nie gelungen ist, weil es genetisch nicht möglich ist.

In den Nachkriegsjahren wurden die Thüringer Einfarbige z.T.ausgestellt, wie sie farblich gerade fielen, der Standard hatte sich in der Breite noch nicht durchgesetzt, die erste Veröffentlichung des Standards erfolgte erst 1964 in den „Zuchtrichtlinien für Tauben“. Es ist überliefert, daß Hugo Dolch aus Thal, den ich selbst noch kannte, der Meinung war „wie sie fallen, so sind sie richtig“. Ebenfalls ein Züchter aus Thal, Fritz Trautmann, stellte noch zu Beginn meiner züchterischen Laufbahn silberne Tauber aus, die keinen Aufhellungsfaktor haben konnten und deshalb auch nicht anerkannt waren, Trotzdem wurden sie bewertet und mit Preisen bedacht.

In den 60er Jahren sind mir als erfolgreichste Züchter, die auch schon streng auf Trennung zwischen Tauber- und Täubinnenfarbe achteten, neben Paul Schallenberg, Friedrich Peter, Trusetal, Wilhelm Eichel, Seligental und Christian Mittelsdorf, Immelborn in Erinnerung. Die aktivsten Züchter in den 70er und 80er Jahren waren Peter Ehrlein, Viernau, Armin Kirchner, Crock, Siegfried Gessert, Friedrichroda, Kurt Fork, Barchfeld, Helmut Büchner, Zella/Rhön und Walter Hunger, Leipzig; hoffentlich habe ich keinen vergessen.

So wie es damals recht unterschiedliche Auffassungen zu einzelnen Rassemerkmalen gab, so groß war auch die Unsicherheit beim Bewerten durch die Preisrichter. Es ist ein Verdienst des damaligen SV Seltene Thüringer Farbentauben mit seinem Obmann Gerhard Rößling, der in den 80er und 90er Jahren über regelmäßige Tierbesprechungen einen großen Beitrag zur Durchsetzung einheitlicher Zuchtziele leistete und so Züchter und Preisrichter den Weg wies.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde in einer ersten Gesprächsrunde zwischen dem SV Thüringer Farbentauben und den beiden Ost- SV in Fulda vorerst der Ost- Standard für die Thüringer Einfarbigen übernommen, da der doch noch etwas konkreter war als der in den Altbundesländern, wo es mittlerweile auch einige wenige Züchter dieser Rasse gab, wie Kurt Bassermann, Neuberg, Kurt Stange, Rüsselsheim oder Richard Hausmann, Gerhardshofen.

Die Beliebtheit der Thüringer Einfarbigen nahm zu, auf einigen Hauptsonderschauen waren über 100 Tiere ausgestellt, die kappigen Einfarbigen erlebten vor allen durch das Engagement von Günter Soldan einen Aufschwung und die glattfüßige Variante wird wieder gezeigt. Bei der Wiederherauszüchtung der glattfüßigen sind besonders die Verdienste von Kurt Göbel, Hochheim, in Leimbach(Thüringen) geboren und aufgewachsen, zu würdigen, der nach der Wiedervereinigung mit belatschten Ausgangstieren aus meiner Zucht alle Farbenschläge wieder in glattfüßig zeigte und zur Verbreitung dieser Variante beitrug.

Die Erkenntnis über einen Aufhellungsfaktor des männlichen Tieres bei den  Thüringer Einfarbigen reifte bei mir mit den Veröffentlichungen über die Farbvererbung der Texaner. Jetzt konnte ich mir die Zusammenhänge zwischen Tauber- und Täubinnenfarbe erstmals richtig erklären, denn auf solche Fragen habe ich damals von unseren alten Züchtern immer nur die Antwort erhalten „Das ist halt so“.

Nachdem ich Mitte der 80er Jahren, den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht mehr, in einer Tagung der SZG Seltene Thüringer Farbentauben erstmalig von einem Aufhellungsfaktor sprach, wurde ich von Züchtern und Preisrichtern belächelt.

Inzwischen hat der Genetiker Andreas Leiß aus Österreich 2000 den Aufhellungsfaktor bestätigt und nachgewiesen, daß es sich nicht um den Faded- Faktor der Texaner, sondern um den Frosty-Faktor handelt, der die Täubinnen nur unwesentlich, die Tauber aber gravierend in der Farbe aufhellt. Es ist davon auszugehen, daß diese Erkenntnisse stimmen, denn die Praxis bestätigt die getroffenen Aussagen, und über den Namen des Aufhellungsfaktors werden sich vielleicht später Genetiker streiten.

Unter Federführung von Eberhard Klüber, Zuchtwart für Farbgrundige des SV Thüringer Farbentauben, wurde in enger Zusammenarbeit mit allen Züchtern der Thüringer Einfarbigen ein neuer Standard erarbeitet, der seit 2004 verbindlich ist. Erstmalig ist nun der Frosty- Faktor als Aufhellungsfaktor erwähnt, und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Farbenschlägen sind erläutert.

Überlieferungen besagen, daß früher aus einem Paar alle Farbenschläge in der Nachzucht gefallen sind. Das ist nur bedingt richtig. Voraussetzung ist, daß beide Elterntiere zusammen die blaue Grundfarbe, Dilution, Hämmerungsfaktor und Grizzle-Faktor vereinen. Eine solche Paarung wäre z.B. 1,0 gelbgrundfarbig x 0,1 eulig.

Um jedoch Spitzentiere zu züchten, ist diese Zuchtmethode völlig ungeeignet. Heute wird in der Regel gezielt in den einzelnen Farbenschlägen verpaart:

1,0 blaugrundfarbig x 0,1 blau, blaugehämmert oder eulig

1,0 hellgrundfarbig  x 0,1 silber

1,0 gelbgrundfarbig x 0,1 gelercht

Die Tauberfarbe ist die aufgehellte Farbe der entsprechenden Täubin. Während bei den Täubinnen intensive Farben gefordert sind, streben wir bei den Tauber, hervorgerufen durch den Aufhellungsfaktor, ein zartes Zeichnungsbild an, aber die genannten Hauptrassemerkmale müssen noch deutlich vorhanden sein. Das heißt beispielsweise für die Flügelbinden, daß sie nicht nur möglichst zart sein sollen, sondern sie sollten auch zu erkennen sein, bei den hellgrundigen ist das am schwierigsten zu erreichen. Das eigentliche Zuchtproblem bei den Tauber ist also „zart, aber vorhanden“.

Bei dieser Schilderung zeigt sich schon, daß es züchterisch schwieriger ist, schöne 1,0 in der Nachzucht zu haben.

Mein Vater, der Anfang der 50er Jahre schon einmal Thüringer Einfarbige hatte, sagte immer zu mit, „Schöne Tauber sind bei den Einfarbigen das hohe Zuchtziel, die Täubinnen sind nur Mittel zum Zweck“. Diesen Ausspruch hat er sicher nicht selbst erfunden, sondern das war die Meinung unserer Alten. Damit hatten sie Recht, denn bei den 1,0 ist sicher, daß es sich um Einfarbige handelt, bei den 0,1 kann es sich um Kreuzungstiere handeln, die keinen Aufhellungsfaktor vererben und damit keine echten Einfarbigen sind. Deshalb sollten die höchsten Preise auf unseren Ausstellungen, zumindest bei Punktgleichheit, auf die 1,0 vergeben werden.

Zu den Tauberfarben sei noch erwähnt, daß aufgehellte 1,0 blaugehämmert nicht anerkannt sind, sie fallen aber in der Nachzucht aus1,0 blaugrundfarbig x 0,1 blaugehämmert und sind farblich ähnlich den blaugrundfarbigen, jedoch mit rostbrauner Hämmerung und rostbraunen Binden. Trotzdem werden gehämmerte Täubinnen in der Zucht eingesetzt, da neben gehämmerten Täubinnen in der Nachzucht durch den fehlenden Hämmerungsfaktor beim 1,0 blaugrundfarbigen Elterntier wieder auch blaugrundfarbige 1,0 und blaue 0,1 fallen.

Ähnlich ist es bei der Verpaarung 1,0 blaugrundfarbig x 0,1 eulig. Der aufgehellte eulige 1,0 in der Nachzucht hat eine grauweiße Grundfarbe mit dunkelgrauen Flügelspitzen und meist keine oder nur angedeutete Flügelbinden. Auch diese Farbgebung ist nicht anerkannt. Da der 1,0 blaugrundfarbig auch keinen Grizzle- Faktor besitzt, sind blaugundfarbige 1,0 und blaue 0,1 in der Nachzucht ebenfalls vorhanden.

Bei eulig ist im Standard sowohl der1,0 als auch die 0,1 anerkannt, die auch nach den gleichen Kriterien bewertet werden, d.h. ein standardgerechter euliger Tauber besitzt keinen Aufhellungsfaktor und ist damit kein Einfarbiger, sondern ein Kreuzungsprodukt. Bei der Erarbeitung des neuen Standards waren sich fast alle Züchter einig, nur noch die 0,1 eulig anzuerkennen. Durch den Einspruch eines Zuchfreundes beim Bundeszuchtausschuß ist man den Weg des geringsten Widerstands gegangen und hat dem Einspruch stattgegeben, somit haben wir auch weiterhin einen Tauber ohne Aufhellungsfaktor anerkannt, der uns die gesamte Systematik der Rasse durcheinander bringt.

Über die Farbe gelbgrundfarbig ist im alten Standard und in anderen Veröffentlichungen geschrieben, die Grundfarbe soll gegenüber hellgrundfarbig gelblicher getönt sein oder die Grundfarbe sei cremefarbig. Nur keiner hat je solche Tiere gesehen, sie gab und gibt es auch nicht, eine solche Farbgebung ist genetisch nicht möglich. Die gelbgrundfarbigen Tauber haben die gleiche Grundfarbe wie die hellgrundfarbigen, aber eine gelbe Hämmerung, wobei noch auf eine Besonderheit bei den gelbgrundfarbigen Tauber verwiesen werden muß. Da die Farbgebung nichts anderes als eine aufgehellte Lerchenzeichnung ist, wird das grauschwarz der Lerchenzeichnung zu einer gelben Hämmerung. Die Lerchenzeichnung ist bei der 0,1 gelercht im Hals- und Brustbereich nicht mehr sichtbar, jedoch durch den Aufhellungsfaktor wird beim 1,0 gelbgrundfarbig der Hals- und Brustbereich gelb und das Noster hebt sich nicht mehr von der Grundfarbe ab, sondern verläuft sich mit der gelben Hals- und Brustfarbe, womit auch der Silberkranz gelb durchsetzt ist. Exemplare, wo das weniger der Fall ist, haben dafür eine unzureichende gelbe Hämmerung.

Zu den Täubinnenfarben, die durch die Preisrichter einfacher zu bewerten sind, soll nur noch der Hinweis gegeben werden, daß die Latschenfarbe bei den blauen im oberen Bereich bei den kürzeren Latschendeckfedern sehr aufgehellt(fast weiß) ist und die Rückenfarbe ebenfalls nicht durchgehend blau sein kann. Das bedeutet, daß geringe Aufhellungen in den Latschen und helle Rücken nicht bestraft werden dürfen. Blaue Täubinnen mit stahlblauen Latschen und blauen Rücken haben keinen blaugrundfarbigen Vater und sind damit Kreuzungstiere.

 

Bewusst bin ich in meinem Beitrag  nicht auf die Feinheiten bei den einzelnen Farbenschlägen der Thüringer Einfarbigen eingegangen, das ist im Standard und anderen Veröffentlichungen nachzulesen. Gespräche in unserer Züchtergemeinschaft des SV Thüringer Farbentauben dokumentieren immer wieder, daß viele Zuchtfreunde mit den Farbenschlägen bei den Thüringer Einfarbigen und deren Zusammenhänge absolut nicht zurecht kommen, obwohl das ja eigentlich gar nicht so schwierig ist, wenn man gewisse Zusammenhänge kennt. Diese Zusammenhänge habe ich, ausgehend von der geschichtlichen Entwicklung der Rasse versucht zu erläutern, damit die Geheimnisse um die Thüringer Einfarbigen endlich entzaubert werden.

 

Text: Dr. Hartmut Blaufuß

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