SV Thüringer Farbentauben

2024

Rassen des Jahres

im SV:

Thüringer  Weißkopf

 

Thüringer  Schwalbe

Brüster

gelb

gelb

gelb

gelb

 

 

 

 

 

 

Sonderverein Thüringer Farbentauben
Sonderverein Thüringer Farbentauben 

Thüringer Schnippe

Herkunft und Entwicklungsgeschichte

Zu den ältesten Farbentauben soll die glattköpfige und glattfüßige Schnippentaube zählen. Sie ist auf alten Gemälden zu finden und wird als solche so gedeutet. In dem Buch ,,Das Ganze der Taubenzucht" von Neumeister/Prütz wird sie Maskentaube oder farbenschnippige Taube bezeichnet, im süddeutschen Raum wurde sie auch Schnelle genannt. Teilweise ist sie auf Gemälden mit knapper Fußbefiederung und Haube zu sehen. Bei der 1. Sondervereinsgründung 1900 in Sonneberg/Thüringen (damals noch Club genannt) ,,Thüringer Flügel- Schild- und Schnippentauben" waren die Schnippen schon eine gängige Rasse und vielerorts beliebt. Es wurde erwähnt, dass diese Rasse länger als 100 Jahre im Raum Sonneberg gezüchtet wird. Prütz nannte sie 1876 schon als bekannte Art, die stets rein fortzüchtet. So ist es auch verständlich, dass in den Clubversammlungen nicht näher auf die Schnippe eingegangen wurde, sie war scheinbar schon perfekt. Sie hat sich sehr schnell über den Raum Sonneberg hinaus verbreitet und wurde neben der Flügeltaube zur beliebtesten Rasse. Auch im benachbarten Sachsen war ihr Aufkommen stark und das Erzgebirge wurde eine zweite Hochburg dieser Rasse. Auch wenn die Schnippe immer etwas im Schatten der Flügeltaube stand, so brauchte man sich um ihren Fortbestand zu keiner Zeit Sorgen machen. Ihre derzeitige Verbreitung: 430 Tiere von 3200 Thür. Farbentauben bei der HSS 2000 zum 90-jährigen Jubiläum in Plaue bei Arnstadt und 380 Tiere von 3500 auf der 1. Europaschau im Januar 2011 anlässlich des 100- jährigen Bestehens des Sondervereins sind hierfür ein Beweis. Heute sind die Thüringer Schnippen in ganz Deutschland, in den europäischen Nachbarländern und in Übersee verbreitet.

Zwischen 1970 und 1980 neigten die Schwarzen und Blauen zur Übergröße, doch dies hat sich in fast allen Zuchten bis heute normalisiert. Schuld daran war die Forderung nach immer vollerer Brustpartie. Daraufhin haben einige findige Züchter in Ostdeutschland die weiße Wirtschaftstaube (heute Mittelhäuser) eingekreuzt. Zur Verbesserung des Augenrandes haben die Steinheimer Bagdetten Pate gestanden. Als unangenehme Begleiterscheinung entstanden die überstarken Schnäbel, doch heute kaum noch zu finden. Diese Unnormalitäten sind nach aktuellem Stand verschwunden und die Schnippe hat in allen Farbschlägen einen hohes Niveau erreicht.

 

Rassemerkmale, Farben, Zuchtstand und Verbreitung

Die Thüringer Schnippe soll eine kräftige Feldtaubengestalt mit Eleganz verkörpern. Sie muss eine waagerechte Körperhaltung haben und der Flügel soll stets fest aufliegen und schließen. Der Hals kommt massiv aus dem Körper und verjüngt sich nach oben und ist unter dem Kopf gut ausgekehlt. Täubinnen müssen einen weiblichen Ausdruck behalten. Tauben mit dünnen Hälsen und Bagdettenknorpelansatz sollten nicht mehr zum Zuchteinsatz kommen. Der Kopf ist länglich und gerundet, nicht kugelrund, wie er stellenweise fälschlich gewünscht wird. Der Schnabelwinkel muss unbedingt vorhanden sein. Das Auge ist dunkel und wird von einem schmalen roten Augenrand umgeben, einfach und nicht zwei- oder gar dreireihig. Bei den Lackfarben wird ein feuriger roter Augenrand gefordert, natürlich nicht heidelbeerrot oder schwarzrot, wie er bei einigen Schwesterrassen vorkommt. Bei den Staubfarbenen (Blauen) können die hohen Anforderungen wie bei den Lackfarbenen nicht gestellt werden, kleine Abweichungen beim roten Augenrand müssen toleriert werde. Das Auge ist dunkel und liegt in der Mitte des Kopfes. Der Schnabel ist an der Spitze leicht gebogen, die Warze ist weiß bepudert, einen leichten dunklen Schatten bei schwarzen Jungtieren sollte toleriert werden, aber schwarze Schnabelwarzen haben keine Chancen mehr. Der Unterschnabel ist bei allen Farbschlägen hellhornfarbig, bei den Roten und Gelben auch der Oberschnabel. Die Schwarzen und Blauen haben einen schwarzen Oberschnabel, der gut durchgefärbt sein soll. Das innere Nasenloch braucht nicht unbedingt farbig zu sein, aber übergroße helle Nasenlöcher sollten nicht entstehen. Helle Schnabelleisten am Oberschnabel werden bestraft. Die blaufahlen Schnippen zeigen einen hornfarbigen bis dunkelhornfarbigen Oberschnabel. Das Gefieder ist fest anliegend und darf im Halsgefieder nicht zu locker sein. Die zwölf Schwanzfedern müssen stets geschlossen sein. Neuerdings treten Tauben auf, bei denen die Schwingenfeder mit der Schwanzfeder abschließt, dies ist fehlerhaft und muss Beachtung finden. Eine halbe Schwanzfederbreite sollte die Länge der Schwingen kürzer als die Schwanzfeder sein. Die farbige Stirnschnippe welche der Rasse ihren Namen gegeben hat sollte dicht an der Schnabelwurzel ansetzen, genau mittig, ungefähr die halbe Schnabelbreite, sodass beiderseits je ein Viertel weiß bleibt. In der Länge reicht sie bis etwa zur Mitte des Auges und ist am Ende gut abgerundet. Geht sie über das Auge hinaus, so ist sie grundsätzlich zu lang. Zwischen Auge und Schnippe sollte etwa ein Viertel der Breite der Schnippen noch weißes Gefieder sein. Ob die Schnippe nun birnenförmig oder lanzettförmig ist spielt keine Rolle, Hautsache die Abgrenzung wird eingehalten. Farbig ist das gesamte Schwanz- und Keilgefieder. Die Schwanzfeder mit dem Rückenschnitt ungefähr in Höhe der Bürzeldrüse und am Keil bis Ende Schambein sind farbig. Das übrige Gefieder ist weiß. Die Lackfarbigen zeigen an den Flanken Schmalzkiele, diese sind nicht zwingend gefordert, dürfen auch nicht bestraft werden. Die Tiere mit den Schmalzkielen haben eine lackreichere Feder.

Schnippen sind in fünf Farbschlägen anerkannt. Der jüngste Farbenschlag Blaufahl wurde von Tischai neu gezüchtet und in den 70-er Jahren in der damaligen DDR anerkannt. Heute haben die Schnippen einen beachtlichen Verbreitungsgrad erreicht, bei der HHS 2000 zum 90-jährigen SV-Jubiläum in Arnstadt wurden 430 Tiere und in Leimbach im Januar 2011 zum 100-jährigen SV-Jubiläum 380 Tiere in allen Farbschlägen ausgestellt. Die Schwarzen waren und sind am stärksten vertreten, von diesem Farbenschlag wurden 190 in Arnstadt und 140 in Leimbach gezeigt, damit sind sie der beliebteste Farbenschlag. Sie haben alle eine satte schwarze Farbe und die besten Tiere zeigen auf der Schwanzdecke einen Grünlack wie die Gimpeltauben. Ein korrekter Rückenschnitt und ein volles Keilgefieder sind Allgemeingut, ein weißes Keilgefieder ist nicht mehr vorhanden. Auf eine durchgefärbte Schwanzfeder muss aber weiterhin geachtet werden, denn die Außenfahne der Ortfeder neigt gelegentlich zur Aufhellung. Beim Richten sollte das Schwanzgefieder nicht zu weit auseinander gespreizt werden, was man beim Öffnen bis zur doppelten Schwanzbreite nicht sieht, sollte auch nicht

bestraft werden. Es ist auch eine Tatsache, dass Schnippen mit feinem Lacksaum minimal aufgehelltes Untergefieder am Keil zeigen, auch hier muss der goldene Mittelweg gefunden werden. Der zweitstärkste Farbenschlag sind die Roten, sie übertreffen auf Regionalschauen mitunter die Schwarzen in der Beschickungszahl. Sie zeigen durchweg sattes lackreiches Schwanz- und Keilgefieder. Tiere mit stark haarigem Keilgefieder und einer leicht melierten Farbe der Schnippen haben bei dem heutigen Zuchtstand keine Chance mehr. Gerne hellt die Außenfahne der Ortfeder etwas auf, was toleriert werden sollte, aber Schilf im Schwanzgefieder ist immer fehlerhaft. Tiere mit Schmalzkielen haben immer die bessere Farbe. Die Gelben sind farblich das Sorgenkind bei den Schnippen, sie zeigen zu oft noch sehr lockeres Keilgefieder und haarige Federn. Die Schnippenfarbe wirkt manchmal meliert. Tiere mit feinster Farbe, prima Lack und fester Feder sind vereinzelt vorhanden, mit ihnen müsste konsequent weitergezüchtet werden. Auch mit den Roten lässt sich der gelbe Farbschlag verbessern. Die Blauen waren in der Vergangenheit schon einmal stärker vertreten. Züchterisch sind hier große Fortschritte erzielt worden. Durchweg ist die zarte blaue Oberfarbe vorhanden, die Schwanzbinde ist deutlich verbessert worden, sodass etwa die Hälfte aller gezeigten Blauen eine scharf abgegrenzte Schwanzbinde aufweisen. Hinter der schwarzen Schwanzbinde ist die Schwanzfeder nochmals hellblau. Die Keilfarbe wird naturgemäß von der Schwanzbinde beeinflusst, sodass die Spitzen der Keilfeder leicht dunkel angelaufen sind. Hier ist ein Ausgleich zu suchen. Die aufgehellte Außenfahne der Ortfeder hat jede normale blaue Taube und darf auf keinen Fall gestraft werden.

 

Nur 60 Blaue auf der HHS in Arnstadt und 67 in Leimbach können zahlenmäßig als ein leichter Rückgang im Vergleich zum schwarzen und roten Farbenschlag bezeichnet werden. Den Blaufahlen scheint der Durchbruch gelungen zu sein, denn etwa 10 Züchter bemühen sich seit einigen Jahren um den Fortbestand und die Weiterentwicklung dieses aparten Farbenschlages. Auf der HHS 05 in Wilsdruff/Sachsen konnten 36 und auf der 1. Europaschau 2011 in Leimbach 34 Blaufahle bewundert werden. Eine Verbesserung in der Ausgeglichenheit der Farbe und der dunkel abgegrenzten Schwanzbinde sollte angestrebt werden. Außerdem sollte die Schnippen- und Schwanzfarbe einheitlicher sein. Die Schnippen können mit großer Zuversicht in eine gute Zukunft blicken. In der Bewertung der Freiflugtauben steht die Schnippe mit obenan. In der nach alter Väter Sitte bestehenden Rangordnung innerhalb unserer fluggewandten Farbentauben haben Schnippen einen hohen Stellenwert und fühlen sich in den Lüften zu Hause, aber auch für die Volierenhaltung ist sie bestens geeignet. Bei der Thüringer Schnippe sind Schönheit und Leistung in hervorragender Weise vereint.

 

Grobe Fehler:

Zu schwacher oder schmaler Körper, grober Kopf, Kopfplatte, zu breiter, grober, dunkel angelaufener oder sehr matter Augenrand, bei Schwarzen und Blaufarbigen nicht durchgefärbter Oberschnabel, bei Roten und Gelben angelaufener Oberschnabel, angelaufener Unterschnabel bei allen Farbschlägen, Hengstnacken oder zu dicker Hals, fehlerhafte Rückendeckung, Federn an den Füßen, unreine Farbe, sehr lange, breite, schiefe, zu kleine oder zu breit angesetzte Schnippe, Schilf im Schwanz, Decke oder Keilgefieder, farbige Federn im weißen Mantelgefieder.

Bewertung: Gesamteindruck, Körperform und Haltung, Zeichnung, Farbe, Augenrand, Schnabelfarbe

Ringgröße: 8

 

Text: Bernd Herbold

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